Ein Gespräch mit Denise Fleck
In dieser Episode von Value Talks führen wir das Gespräch mit Denise Fleck, einer Agile Coach in einem Start-up mit etwa 40 Mitarbeitern, weiter. Im vorherigen Teil (Agile Karriere: Vielfalt, Lernen, Verändern) sprachen wir über ihre Motivation, als Agile Coach zu arbeiten und ihren Weg vom Schiffbauingenieur zum Agile Coach. Nun tauchen wir tiefer in die Welt der Werkzeuge ein und sprechen über Systemtheorie, Selbstorganisation und Liberating Structures. Dabei beleuchten wir auch die praktische Anwendung von Liberating Structures.
Denise hat einen vielseitigen beruflichen Hintergrund, von der Arbeit in Produktionshallen bis zum internationalen Projektmanagement und Consulting. Ihr persönlicher Fokus liegt auf nachhaltigen, menschenzentrierten und kollaborativen Zielsetzungen. Als Agile Coach begleitet sie derzeit ein aufstrebendes Start-up mit rund 40 Mitarbeitern auf dem Weg zu wirtschaftlichem Erfolg.
Warum Menschen in der Arbeitswelt oft nicht selbstorganisiert handeln
Die Frage, warum Menschen in der Arbeitswelt oft nicht selbstorganisiert handeln, wirft interessante Einblicke in die gesellschaftlichen und schulischen Einflüsse auf. In vielen Ländern, auch in Deutschland, ist das Schulsystem immer noch von traditionellen Mustern geprägt, die wenig Raum für selbstorganisiertes Problemlösen lassen. Dies setzt sich in vielen Unternehmen fort, die von klaren Hierarchien und detaillierten Prozessen geprägt sind. Diese Strukturen beeinflussen das Verhalten der Mitarbeiter. Allerdings zeigt sich ein Wandel mit der Generation Z, die durch Internet und soziale Medien eine bessere Verständnis für die Komplexität der Welt entwickelt. Dies unterstreicht die Bedeutung, Menschen auf Selbstorganisation vorzubereiten. (Höre auch: Organisational Smells: Gerüche einer Organisation)
Selbstorganisation im Kontext der Systemtheorie
Die Selbstorganisation von Menschen in einer Organisation hängt nicht nur von den Individuen ab, sondern auch vom sozialen Kontext und der Organisationsstruktur. Systemtheorie zeigt, dass Veränderungen im System nicht direkt gesteuert werden können. Stattdessen können wir Wahrscheinlichkeiten erhöhen, dass etwas passiert, aber die genauen Auswirkungen sind unvorhersehbar. Es ist daher wichtig, den sozialen Kontext und die Strukturen in einer Organisation zu beeinflussen, um Selbstorganisation zu fördern. (Höre auch: Ist Organisationsentwicklung eine Illusion?)
Die Rolle der Agilen Werte und Prinzipien
Es ist nicht unbedingt erforderlich, dass die agilen Werte und Prinzipien genau mit den persönlichen Werten der Mitarbeiter übereinstimmen. Vielmehr ist es wichtig, in einem offenen Dialog zu erörtern, wie die agilen Werte im individuellen Kontext gelebt werden können. Dies erfordert Offenheit und Flexibilität, um verschiedene Perspektiven und Arbeitsstile zu akzeptieren.
Liberating Structures: Werkzeuge für mehr Selbstorganisation
Liberating Structures sind wirksame Werkzeuge, um Selbstorganisation in Teams zu fördern. Ein Beispiel ist die Struktur «1-2-4-all», die es ermöglicht, Ideen und Herausforderungen zu sammeln und schnell Muster von Meinungen und Perspektiven zu erkennen. Diese Strukturen befreien Teams von Einwegkommunikation und fördern die kollektive Intelligenz. (Höre auch: Liberating Structures – der Werkzeugkasten für engagierte Teams)
Die Bedeutung der Führung in der Selbstorganisation
Die Rolle der Führungskraft in einer selbstorganisierten Organisation verlagert sich von der fachlichen Expertise hin zur Gestaltung des sozialen Kontexts und der Organisationsstruktur. Führungskräfte sollten den Raum schaffen, in dem Selbstorganisation möglich ist, und die Mitarbeiter ermutigen, Verantwortung zu übernehmen.
Selbstorganisation auf verschiedenen Ebenen
Denise arbeitet auf individueller, Team- und Organisationsebene daran, Selbstorganisation zu fördern:
- Auf individueller Ebene geht es darum, den Mitarbeitern den Raum für persönliche Entwicklung zu geben.
- Auf Team-Ebene experimentiert sie mit der Selbstorganisation in der täglichen Arbeit.
- Auf Organisationsebene werden Klarheiten bei Abläufen und Rollen geschaffen, um die Zusammenarbeit zu optimieren.
Fazit
In diesem Gespräch zu Systemtheorie, Selbstorganisation und Liberating Structures wird die Vielfalt der agilen Welt offenkundig. Selbstorganisation in der Arbeitswelt hängt von individuellen Faktoren, dem sozialen Kontext und der Organisationsstruktur ab. Liberating Structures sind effektive Werkzeuge, um die Selbstorganisation in Teams zu fördern. Die Rolle der Führungskräfte verschiebt sich von der Expertise zur Schaffung eines geeigneten sozialen Kontexts. Selbstorganisation kann auf verschiedenen Ebenen gefördert werden, um das Beste aus den Mitarbeitern und Teams herauszuholen. Denises Engagement und Begeisterung für diese Herausforderung sind inspirierend und bieten wertvolle Einblicke in die Welt des Agilen Arbeitens.
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Ari Byland ist Agile- und Transformations-Coach, sowie Professional Scrum Trainer.
Produktion: Silvio Rätzer