Gestaltung wirkungsvoller Lernräume

Ein Gespräch mit Simon Flossmann

In der neuesten Folge von Value Talks Spezial erklärt Simon Flossmann, wie du mit «Training from the Back of the Room» deine Workshops und Schulungen revolutionieren kannst. Erfahre, warum traditionelle Frontalunterricht oft scheitert und wie du stattdessen wirkungsvolle Lernräume gestaltest, die auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.


Vom Frontalunterricht zum gehirngerechten Lernen

Simon Flossmann, Scrum-Trainer und Experte für wirkungsvolle Lernräume, teilt in dieser Folge seine Erfahrungen mit dem revolutionären Ansatz «Training from the Back of the Room» (TBR). Nach einem holprigen Start in die Online-Welt während der Pandemie entdeckte er diese Methode, die auf neurowissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und das traditionelle Trainer-Teilnehmer-Verhältnis komplett auf den Kopf stellt. (Höre auch: Liberating Structures – der Werkzeugkasten für engagierte Teams)

Die Wissenschaft hinter dem Lernen

Wirkungsvolle Lernräume entstehen nicht durch Zufall, sondern durch das Verständnis, wie unser Gehirn funktioniert. TBR nutzt diese Erkenntnisse gezielt:

  • Multitasking vermeiden: Unser Gehirn kann nicht gleichzeitig zuhören und mitschreiben
  • Sicherheit schaffen: Lernen passiert nur in psychologisch sicheren Umgebungen
  • Alle Sinne ansprechen: Die Lerntypen-Theorie ist wissenschaftlich widerlegt – wichtig ist die Vielfalt der Sinneskanäle

Der Paradigmenwechsel: Vom Experten zum Lernbegleiter

Statt vorne zu stehen und zu erklären, gestalten moderne Trainer wirkungsvolle Lernräume, in denen die Teilnehmer selbst aktiv werden. Simon teilt einen radikalen Ansatz: «Als Trainer habe ich keine Stifte mehr.» Warum? Weil derjenige lernt, der schreibt, zeichnet und spricht – und das sollen die Teilnehmer sein, nicht der Trainer.

3 sofort umsetzbare Tipps für deinen Alltag

  1. Keine klassischen Vorstellungsrunden: Starte mit kleinen Kennenlern-Gruppen (2 Personen), um die psychologische Sicherheit zu erhöhen
  2. Häufige Reflexion: Baue regelmässig kurze Reflexionsmomente ein – nicht nur am Ende, sondern während des gesamten Lernprozesses
  3. Ändere alles: Durchbreche Routine durch bewusste Variation in Design, Übungen und Methoden, um das Gehirn aktiv zu halten

Think-Pair-Share: Eine bewährte Methode

Ein praktisches Beispiel aus der Liberating Structures-Welt: Statt direkt in die Gruppendiskussion zu gehen, lass die Teilnehmer erst individuell nachdenken, dann zu zweit austauschen und erst danach in die grosse Runde. Das verhindert Groupthink und aktiviert tiefere Denkprozesse.

Die Herausforderung des Loslassens

Für viele Trainer bedeutet dieser Ansatz ein radikales Umdenken. Es braucht Mut, den Expertenstatus loszulassen und zu akzeptieren, dass man nicht für den Lernerfolg jedes Einzelnen verantwortlich ist. Man kann nur die bestmöglichen Bedingungen schaffen.

Buchtipps

Basierend auf den Erwähnungen im Gespräch:

«Training from the Back of the Room!» von Sharon Bowman: Das Grundlagenwerk zu TBR, das die neurowissenschaftlichen Prinzipien des Lernens praktisch umsetzt