Ein Gespräch mit Klaus Bucka-Lassen und Niko Kaintantzis
In den letzten Jahren hat Agilität eine beeindruckende Reise hinter sich – von einem verheissungsvollen Hype hin zu einer kritischen Auseinandersetzung. Was einst als Allheilmittel galt, wird heute von Unternehmen und Teams skeptisch betrachtet. Doch was ist passiert, und wie geht es weiter? Diese Fragen wurden in der neuesten Folge von Value Talks mit den Experten Klaus Bucka-Lassen und Nico Kaintantzis intensiv beleuchtet.
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Blogpost: Agilität: Vom Hype zur Ernüchterung – Was bleibt?
Vom Hype zur Ernüchterung: Warum Agilität auf Widerstand stösst
Einst versprachen agile Arbeitsweisen wie Scrum oder SAFe mehr Flexibilität, schnellere Anpassungsfähigkeit und zufriedenere Kunden. Doch mittlerweile hört man auf Konferenzen und in Unternehmen oft Skepsis und Sarkasmus. Teams, die einst von Agilität profitieren sollten, wenden sich ab. Warum?
„Viele Unternehmen starten mit Agilität, ohne ihre eigentlichen Probleme zu verstehen. Sie bestellen Agilität wie im Supermarkt – und scheitern.“
Niko Kaintantzis
Herausforderungen und Missverständnisse
Rezeptdenken und Copy-Paste-Mentalität
Unternehmen greifen oft auf Frameworks zurück, die bei anderen erfolgreich waren, ohne den eigenen Kontext zu berücksichtigen. „Chocolate Chip Cookies“ nennt Klaus dieses Phänomen – nach einem Rezept zu arbeiten, das unter anderen Bedingungen entstand, führt selten zu den gewünschten Ergebnissen.
Effizienz vs. Effektivität
Der Fokus auf Auslastung und Geschwindigkeit anstelle von echten Ergebnissen sorgt für Frustration. Nico bringt es auf den Punkt: „Arbeit zu beginnen, kostet Geld. Arbeit zu beenden, bringt Geld.“ Eine effektive Arbeitsweise setzt jedoch voraus, dass Teams an den richtigen Dingen arbeiten – und das oft abteilungsübergreifend.
Agile Transformationen als „abgeschlossenes Projekt“
Viele Unternehmen betrachten agile Transformationen als einmalige Aufgabe. Doch wie Nico sagt: „Transformation ist ein ewiger Prozess, kein Zustand.“ Agilität bedeutet kontinuierliche Anpassung, nicht das Abarbeiten eines Projektplans. (Höre auch: Agile Transformation in der Finanzbranche: Vorgehen und SAFe)
Wie geht es weiter? Agilität der Zukunft
Um aus der Sackgasse zu finden, betonten die Experten einige zentrale Punkte:
Management als Schlüssel
Agile Arbeitsweisen funktionieren nur, wenn das Management sie vorlebt und unterstützt. Veränderungen erfordern oft tiefgreifende Anpassungen, die das Top-Management aktiv mitgestalten muss.
„Es gibt oft eine Kluft zwischen dem, was das Management glaubt, zu erreichen, und den tatsächlichen Bedürfnissen der Teams.“
Klaus Bucka-Lassen
Fokus auf Prinzipien statt Praktiken
Agilität sollte nicht als Sammlung von Methoden verstanden werden. Prinzipien wie Kundenfokus, Zusammenarbeit und kontinuierliche Verbesserung sind universell, ihre Umsetzung jedoch individuell.
Komplexität verstehen
Die Welt wird komplexer – und Agilität bietet Werkzeuge, um dieser Realität zu begegnen. Aber wie Klaus betont: „Wenn Unternehmen nicht auf Komplexität reagieren, riskieren sie langfristig ihre Existenz.“ (Höre auch: Von Haien und Agilität)
Ein realistischer Blick auf Agilität
Die Diskussion machte eines klar: Agilität bleibt unverzichtbar – aber nur dann, wenn Unternehmen bereit sind, den Aufwand und die Tiefe zu akzeptieren, die eine echte Transformation mit sich bringt. Oder, um es mit den Worten von Nico zu sagen: „Agilität ist kein Bestellprozess, sondern ein kontinuierliches gemeinsames Lernen.“
Hör rein in die aktuelle Folge von Value Talks, um mehr darüber zu erfahren, wie Agilität in einer komplexen Welt funktionieren kann.
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Ari Byland ist Agile- und Transformations-Coach, sowie Professional Scrum Trainer.
Produktion: Silvio Rätzer