Agile Transformation in der Finanzbranche: Vorgehen und SAFe

Ein Gespräch mit Martina Bucher


In dieser Episode spreche ich mit Martina Bucher, einer Expertin, die die agile Transformation eines Unternehmens in der Finanzbranche begleitet hat. Wir diskutieren unter anderem darüber, wie sie als «Early Adopter» konkret vorgegangen sind in der Transformation.

Das ist Teil 2 unseres Gesprächs, Teil 1 ist hier zu finden: Agile Transformation in der Finanzbranche: Erfahrungen und Learnings

In dieser Episode Value Talks spreche ich mit Martina Bucher zu folgende Fragen:

  1. Wie sind Martina und ihr Team konkret in der Transformation vorgegangen?
  2. Welche Rolle hat SAFe gespielt?
  3. Was ist ihr Geheimrezept für eine Erfolgreiche Transformation?

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Agile Transformation in Cycles
Die Transformation wurde in sogenannten Transformationszyklen durchgeführt, die etwa ein bis anderthalb Jahre dauerten. Zunächst lag der Fokus darauf, die Methodik anzupassen und das Portfolio der Stakeholder zu überdenken. Im nächsten Zyklus wurde die Entwicklung der Mitarbeiter und die Schärfung der Rollen intensiviert. Später wurden die sogenannten Value Streams eingeführt. Schließlich wurde das Konzept von «Doing Agile» zu «Being Agile» weiterentwickelt, bei dem regelmäßige Abstimmungen den Fokus für die nächsten Schritte bestimmten. (Höre auch: Lean Change Management – Organisationsentwicklung in kleinen Schritten)

Die Bedeutung von Scaled Agile Framework (SAFe)
Obwohl SAFe in der Agile Community zunehmend kritisch betrachtet wird, sah Martina es als Mittel zum Zweck. Es half dabei, die Lieferprozesse zu verändern und Projekte erfolgreich zu entwickeln. Martina betont jedoch, dass ein Framework nicht eins zu eins übernommen werden sollte, sondern als Rahmenwerk für die Transformation dienen kann. Anpassungen und Adaptionen waren entscheidend, um es an die spezifischen Bedürfnisse ihres Unternehmens anzupassen.

Herausforderungen und Anpassungen
Es war wichtig, SAFe mit eigenen Begriffen zu versehen und die Mindset-Veränderungen innerhalb des Unternehmens zu fördern. Ein wichtiges Learning war, dass die Einzelincentivierung, insbesondere die Boni-Geschichte, kontraproduktiv war. Es galt, Vertrauen aufzubauen und den Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, Fehler zu machen, ohne bestraft zu werden. (Höre auch: Ist SAFe die E-Zigarette der Agilität?)

Das Geheimrezept für eine erfolgreiche Transformation
Martina betont, dass das Vertrauen der Mitarbeitenden in die Transformation und die agile Prinzipien gestärkt werden muss. Dies erfordert ein Vorbildverhalten von der obersten Managementebene. Agile Prinzipien sollten nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt werden. Eine offene Kommunikation, in der Entscheidungen dezentral gefällt werden können, ist ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Es braucht Zeit, um das Vertrauen aufzubauen und sicherzustellen, dass die Veränderungen im Unternehmen tatsächlich verankert werden.

Fazit
Martinas Erfahrungen zeigen, dass eine Agile Transformation kein starres Konzept ist, sondern sich an die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen eines Unternehmens anpassen muss. SAFe kann als Hilfsmittel dienen, aber es bedarf Adaptionen und Anpassungen, um die Transformation erfolgreich umzusetzen. Vertrauen, offene Kommunikation und eine gelebte agile Kultur sind entscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg. Die Reise zur Agilität ist eine kontinuierliche Entwicklung, bei der das «Being Agile» zum zentralen Aspekt wird.

⁠⁠⁠Ari Byland⁠⁠⁠ ist Agile- und Transformations-Coach, sowie Professional Scrum Trainer. 

Produktion: ⁠⁠⁠Silvio Rätzer⁠⁠