3 Fragen aus der Community und unsere Antworten

Ein Gespräch zwischen Ari Byland und Christian Hofstetter

In einer besonderen Value Talks Exchange Episode haben Ari Byland und Christian Hofstetter 3 Fragen aus der Community aufgegriffen. Die Themen spannen einen Bogen von der persönlichen Entwicklung über die Teamdynamik bis hin zur Organisationsentwicklung – stets verbunden durch ein zentrales Leitmotiv: den bewussten Umgang mit Komplexität und Widersprüchen.

Persönliche Entwicklung: Was kommt nach dem ersten Jahr als Teamcoach?

Frage aus dem Publikum:

“Ich bin seit einem Jahr als Teamcoach tätig – wie entwickle ich mich nun sinnvoll weiter?”

Christian Hofstetter teilt hier eine strukturierte Antwort, basierend auf seinen eigenen Erfahrungen:

• Advanced Scrum Master Kurs:Besonders betont er den Wert eines Advanced Scrum Master Kurses. “Dieser Kurs hat mir die Augen geöffnet. Plötzlich ging es nicht mehr nur um perfekte Sprints oder Dailies, sondern um psychologische Sicherheit, Umgang mit Konflikten und echten Mehrwert für Teams.”
• Facilitation Skills vertiefen:Weiter empfiehlt Christian die Beschäftigung mit Liberating Structures oder Art of Hosting, um die Moderationskompetenz in Gruppenprozessen auszubauen.
• Coaching-Kompetenzen aufbauen:Für jene, die sich stärker als Coach entwickeln wollen, schlägt er unter anderem lösungsfokussiertes Coaching (z.B. bei Solutionsurfers) oder systemisches Coaching vor.

Ari Byland ergänzt diese Perspektive mit einem wichtigen Punkt: Selbststudium.

“Bevor du viel Geld in Weiterbildungen investierst, lohnt es sich, Bücher zu lesen, Blogposts zu verschlingen und eigene Interessen zu schärfen.” Er empfiehlt unter anderem Ressourcen auf Scrum.org, das Buch von Barry Overeem (Zombie Scrum Survival Guide) und die inspirierende Arbeit von Martin Dalmijn im Bereich Produktmanagement (Driving Value with Sprint Goals).

Zusammenfassung:

➡️ Weiterbildung, Selbststudium und Mentoring bilden die drei zentralen Pfeiler der persönlichen Entwicklung.

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Teamentwicklung: Wie umgehen mit “Alles ist gut”-Stimmung im Team?

Frage aus dem Publikum:

“Unser Team ist technisch solide und zufrieden – aber in der Retrospektive kommt nichts Neues mehr. Wie kann ich das Entwicklungspotenzial wieder aktivieren?”

Ari Byland stellt hier eine wichtige Unterscheidung heraus:

“Handelt es sich wirklich um echte Harmonie – oder eher um eine Scheinharmonie, in der kritische Themen nicht angesprochen werden?”

Er stellt zentrale Reflexionsfragen wie:

• Haben wir noch psychologische Sicherheit?
• Geben wir uns mit Mittelmass zufrieden?
• Wo könnte unser Produktinkrement noch besser werden?

Christian Hofstetter mahnt zur Vorsicht im Vorgehen:

“Früher hätte ich vielleicht direkt den Finger auf die Wunden gelegt. Heute gehe ich viel behutsamer vor – mit Zuhören, Beobachten und systemischen Werkzeugen, die dem Team den Spiegel vorhalten, ohne es zu überfordern.”

Beide betonen, dass hinter der scheinbaren Zufriedenheit oft Resignation oder Hilflosigkeit stecken kann, z.B. weil frühere Veränderungsversuche gescheitert sind.

Christian bringt es auf den Punkt:

“Verhalten, das ‘Alles ist gut’ signalisiert, schützt oft vor emotionaler Überforderung.”

Zusammenfassung:

➡️ Teamcoaches sollten geduldig, achtsam und systemisch mit stagnierenden Teams arbeiten – und auf tieferliegende Dynamiken achten.

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Organisationsentwicklung: Vertrauen schaffen in Zeiten von Veränderung

Frage aus dem Publikum:

“In unserer Organisation finden grosse Reorganisationen statt. Es herrscht Angst und Misstrauen. Was kann ich als Führungskraft tun?”

Christian Hofstetter betont, dass es hier vor allem auf Beziehungsarbeit ankommt:

“Vertrauen entsteht nicht dadurch, dass ich sage ‘Vertraut mir’, sondern indem ich mich selbst verletzlich, transparent und authentisch zeige.”

Konkret empfiehlt er:

• Fehler eingestehen, etwa bei unklarer Kommunikation.
• Gedanken und Absichten offenlegen, auch wenn Unsicherheiten bestehen.
• Räume für offenen Dialog schaffen, in denen auch Frust und Ärger Platz haben.

Ari Byland ergänzt:

“Gerade das Management ist oft selbst ratlos und fühlt sich ohnmächtig. Deshalb braucht es Wertschätzung und Empathie – nicht nur gegenüber dem Team, sondern auch gegenüber der Führungsebene.”

Ein zentraler Aspekt, der diskutiert wird: Organisationale Spannungen anerkennen statt auflösen wollen.

Christian schildert dies so:

“In einer Reorganisation stehen wir oft zwischen widersprüchlichen Polen: Kosten sparen und gleichzeitig Innovation vorantreiben. Beides ist gleichzeitig wahr.”

Beide plädieren für eine systemische Perspektive, die das Umfeld des Teams ebenso einbezieht wie die Dynamiken im Inneren.

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Fazit: Komplexität bewusst gestalten

Was sich wie ein roter Faden durch die Episode zieht, ist die Erkenntnis:

➡️ Komplexität lässt sich nicht auflösen. Aber sie kann gestaltet werden – mit Geduld, systemischer Weitsicht und viel Menschlichkeit.

Oder wie Christian es formuliert:

“Die Spannungen, die durch Widersprüche entstehen, sind unangenehm – aber sie sind auch der Nährboden für echtes Wachstum.”

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Produktion: ⁠⁠⁠Silvio Rätzer⁠⁠

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